ibi research: Herr Sutter, bitte stellen Sie
sich und Ihr Unternehmen kurz vor.
Johannes F. Sutter: Sehr gerne: Ich bin nun seit über 30 Jahren im bargeldlosen
Zahlungsverkehr mit Fokus auf E-Payment-Lösungen und Kartenakzeptanzen tätig,
darunter allein 10 Jahre für die damaligen Terminalhersteller ICP & Ingenico.
Neben vielen spannenden Payment-Projekten in der Mineralölbranche durfte ich in
dieser Zeit auch aktiv an mobilen Terminals für das bargeldlose Bezahlen im
Taxi mitarbeiten. Damals, vor ca. 25 Jahren, war das ein Meilenstein für die Branche,
heute ist es einfach ein Standard, als Taxi-Fahrgast mit Karte zahlen zu können.
Im Jahr 2000, mitten in der E-Commerce „Blase“, wurde mir eine Geschäftsführer-Position von der 3C Systems AG aus der Schweiz angeboten. Mein Auftrag war damals, ein virtuelles Terminal namens Saferpay außerhalb der Schweiz in den Markt einzuführen. Virtuelle Terminals im E-Commerce hatte kaum ein Mitbewerber im Angebot – entsprechend mitreißend und fesselnd gestaltete sich diese Periode: Sicherheitsverfahren wie SET, die heute durch 3-D Secure abgelöst wurden, waren damals eine absolute Herausforderung für jeden, der einen E-Shop oder anderweitig digitales Geschäft betreiben wollte.
Saferpay hat in den fast 20 Jahren seines Bestehens einige Trends und Payment-Meilensteine gesetzt und ist als Payment-Plattform weit über ihre Grenzen bekannt. Tausende von E-Commerce-Händlern verarbeiten heute noch Millionen von Transaktionen sicher und zuverlässig darüber ab.
Im Zuge der strategischen Partnerschaft von Worldline und der SIX Group AG wurde die SIX Payment Services, in der die vormalige 3C-Systems AG aufgegangen ist, Ende 2018 von Worldline übernommen. Hier konnte ich dank meiner langjährigen Expertise als Head of E-Commerce und Omni-Channel den Sales- und Partnerbereich gewinnbringend vorantreiben.
Durch die Megafusion bzw. die Übernahme von Ingenico durch Worldline und der damit zusammenhängenden Einbringung des deutschen und österreichischen Worldline-Händlerdienstleistungsgeschäfts im März 2021 in die PAYONE GmbH freue ich mich, dort mein Wissen und meine Erfahrung als neuer Director Business Development eCommerce einbringen zu können, mit dem Ziel, gemeinsam mit den neuen und alten Kollegen die digitale Transformation im Payment zu forcieren.
So – das war jetzt
doch ein etwas längerer Ausflug durch meine Stationen in drei Jahrzehnten
Payment (lacht).
Wie sollten Händler typischerweise vorgehen, wenn sie einen Payment Service Provider (PSP) auswählen?
Anlass und Anspruch sollten entscheiden, welchen Payment Dienstleister die Händler nutzen wollen. Entscheidend ist doch, wie das Geschäft des Händlers ist. Agiert der Händler lokal, europaweit oder sogar weltweit? Dann brauche ich als Händler in jedem Fall Collecting Services.
Werden lokale Zahlungsmittel gebraucht? Stehen bereits Anbindungen zu den benötigten Systemen zur Verfügung? Je nach individueller Situation und Bedürfnissen kann man sich für Standardlösungen, rein technische Payment Service Provider-Dienstleister oder Payment Provider, die alles aus einer Hand anbieten, entscheiden.
PAYONE – eingebettet in das Worldline-Universum, hat für alle Ansprüche gleich mehrere E-Commerce und Payment Service Provider-Lösungen für die unterschiedlichsten Anforderungen im Haus.
Welche Anforderungen sollte ein Händler an den PSP stellen?
Jeder Händler kann da einen anderen Fokus bei seinen individuellen Anforderungen haben. Ich selber würde folgende Anforderungen und Überlegungen miteinfließen lassen:
Welche Zusatzleistungen könnten für einen Händler interessant sein, der einen PSP wählt?
Hier bietet sich gleich eine Vielzahl an Dienstleistungen, die hilfreich und nützlich sein können. Dies ist natürlich stark abhängig von dem Vorhaben des einzelnen Händlers. Nachfolgend die drei häufigsten Services, die angefordert werden:
Welche Zahlungsverfahren sind Ihrer Meinung nach
die Gewinner, welche tendenziell eher die Verlierer und welche Trends
in Bezug auf Zahlungsverfahren können Sie derzeit erkennen?
Bargeld wird am Ende verlieren. Am Point-of-Sale werden Kartenzahlungen und mobile E-Wallets, mit ca. 62 Prozent, angetrieben durch die Corona-Pandemie, häufiger genutzt als das Bargeld.
Im E-Commerce sehen wir eine starke Veränderung bei der Wahl der Zahlungsmittel: die Entwicklung geht weg von lokalen Zahlungsmitteln hin zu internationalen Karten und Zahlungswegen über sogenannte E-Wallets wie Samsung Pay oder Paypal.
Für die Wahl der richtigen Zahlungsart spielt aber die Zielgruppe und das Produktsortiment eine wichtige Rolle: Wenn ein Händler Luxusgüter verkauft, sollte er möglichst Finanzierungsmöglichkeiten integrieren. Möchte ein Händler dagegen hauptsächlich an junge Konsumenten verkaufen, kann eventuell auf die Akzeptanz von Kreditkarten verzichtet werden. Stattdessen sollte für die junge Zielgruppe über die Integration von E-Wallets wie PayPal, Alipay, Google Pay, Samsung Pay oder Apple Pay als Bezahloption nachgedacht werden. Denn diese digitalen Geldbörsen erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Sie ermöglichen es, sehr einfach Zahlungen abzuschließen, sei es im Ladengeschäft, in Online- Shops oder in Apps - und das ohne jedes Mal einen neuen Kunden-Account anlegen zu müssen.
Und nun zu einem Zukunftsausblick: „Click-to-Pay“
soll als neue Check-out-Lösung eingeführt werden. Was ist darunter zu verstehen?
Damit Bezahlvorgänge im Netz einfacher
und trotzdem sicher von der Hand gehen, gibt es zahllose Dienste-Anbieter wie
etwa PayPal, Amazon Pay und Klarna. Bei ihnen
genügt meist ein einfacher Log-in in das jeweilige Nutzerkonto und die lästige
Eingabe der Kreditkarten-, Konto- und Adressdaten beim Online-Einkauf entfällt.
Einen ähnlichen Service bot auch das Unternehmen Mastercard in den vergangenen
Jahren unter der Bezeichnung Masterpass an - verkündete aber
Mitte Oktober 2019 dessen Einstellung. Was zunächst nach mangelndem Erfolg
aussah, entpuppt sich nun als Wachstumsplan. Gemeinsam mit den
Finanzdienstleistungsunternehmen Visa, American Express und Discover startet
Mastercard jetzt einen neuen Service gleicher Art.
Unter der Bezeichnung Click-to-Pay bieten Visa und Mastercard ab sofort eine neue Check-out-Option für Online-Stores an, mit der man die Vielzahl der bisher vorhandenen Dienste auf ein Angebot zusammendampfen möchte. Vorerst steht der Service nur in den USA zur Verfügung und richtet sich vornehmlich an bisherige Nutzer von Masterpass und Visa Check-Out.
Welche Vorteile bringt diese Lösung mit sich?
Der Grund für den Zusammenschluss ist laut offizieller Erklärung ein für den Kunden verwirrendes und für die Händler schwer zu überblickendes Überangebot an unterschiedlichen Bezahldiensten. Click-to-Pay soll für Ordnung im Service-Dschungel sorgen.
Was müssen Kunden machen, um diese Lösung zu
nutzen?
Click-to-Pay soll langfristig den Gast-Check-out-Prozess in Online-Shops ersetzen. Wann der Service auch außerhalb der USA verfügbar ist, ist noch offen.
Herr Sutter, vielen Dank für Ihre Einschätzungen!
Firmensitz: Frankfurt
Gründungsjahr / Historie Vorgängerinstitutionen: B+ S Visa Card Service GmbH: 1989
Fusion der B + S Card Service GmbH mit der PAYONE GmbH, Kiel, zur BS PAYONE GmbH: 2017
Zusammenschluss der BS PAYONE GmbH mit Ingenico Payment Services GmbH sowie weiteren Gesellschaften der Ingenico Group zur PAYONE GmbH: 2019
Im Zuge der Fusion von Worldline und Ingenico im Oktober 2020 wird das Händlerdienstleistungsgeschäft von Worldline in Deutschland und Österreich in die PAYONE GmbH eingebracht: 1. März 2021
Mitarbeiterzahl: 1.600
Kunden/Zielgruppe: KMU-Händler und Großkunden
Webseite: https://www.payone.com