Nachhaltigkeit in der Supply Chain


Nachhaltigkeit in der Supply Chain stellt fast alle Branchen vor große Herausforderungen. Für die Erreichung der Ziele des Pariser Klimaabkommens, die Erderwärmung einzudämmen, Emissionen zu reduzieren und bis 2050 eine Treibhausneutralität zu erreichen, sind innovative Ideen und Methoden notwendig. Vor allem innerhalb der Lieferkette können Unternehmen gezielt Emissionen einsparen. Wie Software dabei helfen kann, die Potenziale voll auszuschöpfen, erörtert Prof. Dr. Christian Heinrich im Interview.


Herr Dr. Heinrich, was hat Nachhaltigkeit mit Wertschöpfungsketten zu tun?

Der Trend zum klimarelevanten Einkauf steigt – das ist für die erfolgreiche Klimatransformation der Wirtschaft auch dringend nötig. Denn in der Lieferkette liegen bis zu 90 % der Emissionen eines Unternehmens. Die Bekämpfung der Emissionen der Lieferkette könnte eine Lösung bieten.

Welche Auswirkungen haben CO2-Kosten für den Einkauf?

Bei Industrie- und Handelsunternehmen liegt der größte Anteil der Emissionen im Bereich der eingekauften Materialien und Leistungen. Nach dem Global Greenhouse Gas Protocol ist dies der Scope 3.1. Um die gesamten Unternehmens-Emissionen zu reduzieren und damit CO2-Kosten zu vermeiden, muss der Einkauf darüber informiert sein, welcher Lieferant für wie viel Emissionen verantwortlich ist. Dies wird neben den bekannten Themen Kosten, Qualität und Lieferfähigkeit zur vierten Dimension der Verhandlungen. Einige Unternehmen beginnen bereits, die Auskunft zum CO2-Fussabdruck der Transaktion als Muss-Kriterium in die Ausschreibungen zu integrieren, um dadurch die CO2-Kosten in die Entscheidung einfließen zu lassen.

Wie kann man CO2 aus Sicht des Einkaufs und der Supply Chain reduzieren?

Zur Reduzierung des CO2s ist vor allem Transparenz die Grundvoraussetzung, um die Emissionstreiber zu identifizieren. Darüber hinaus sollte man die Emissions-Hotspots in den Warengruppen und in der Lieferkette herausfinden. Dafür lohnt es sich, eng mit funktionsübergreifenden Bereichen wie F&E, Produktmanagement und Logistik zusammenzuarbeiten. Ebenso ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Lieferanten zur Dekarbonisierung der Lieferkette von Vorteil. Des Weiteren sollte eine aktive Kommunikation des Einkaufs mit allen Stakeholdern über Ziele und Fortschritte geführt werden. Dabei hilft es, Nachhaltigkeitskriterien mit anderen Kriterien abzuwägen und in der Beschaffungsstrategie angemessen zu integrieren.

Warum sollten Unternehmen dekarbonisieren? 

Insgesamt ist der gesellschaftliche, Regierungs-, Aktionärs- und Stakeholderdruck zur Dekarbonisierung immens. Die Verbrauchernachfrage verschiebt sich hin zu grüneren Produkten. Die Präferenz und das Interesse nehmen stetig zu. Dies spiegelt auch der Kapitalmarkt wider. Investoren antizipieren gigantische Carbon Costs und bewerten die Unternehmen ohne Net-Zero Strategie zunehmend geringer. Ebenso steigt der Druck auch von staatlicher Seite. Weit verbreitete CO2-Vorschriften und CO2-Preise werden eingeführt. Zu guter Letzt arbeiten auch Mitarbeiter lieber für ein sozial verantwortliches Unternehmen. 

Wie können Lieferketten und Beschaffung durch Software nachhaltiger werden?

Insgesamt wird durch eine Software die Identifizierung der größten Emittenten getrennt nach Lieferanten, Materialen, Transporten und Bestellungen möglich. Der Footprint kann von Lieferanten, Materialen und Bestellungen automatisiert erstellt werden. Die Zusammenarbeit und Transparenz kann vor allem zwischen Lieferanten, Technikern und Dritten deutlich gefördert und erleichtert werden. 

Was kann carbmee in Bezug auf nachhaltigere Beschaffung leisten?

Carbmee ist eine Enterprise Software Company, die ein Environmental Intelligence System anbietet, das es Unternehmen ermöglicht, ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren, indem sie Lieferketten auf dem Weg zum Net-Zero analysieren. Wir arbeiten mit unseren Kunden zusammen, um nicht nur die CO2-Transparenz zu verbessern, sondern auch die Kontrolle über ihre Emissionen für das Endergebnis zu übernehmen. Durch die Optimierung für die Prozessautomatisierung und die Zentralisierung aller ihrer Daten auf einer Plattform tragen wir dazu bei, Erkenntnisse in konkrete Emissions- und Kosteneinsparungen zu verwandeln.



Weitere Informationen rund um das Thema "Grenzübergreifender Online-Handel" sowie den Praxisleitfaden "Digitale Lieferantensuche / Beschaffung im B2C- und B2B-E-Commerce" finden Sie im Außenwirtschaftsportal der bayerischen Industrie- und Handelskammern.


19.04.2022
Stefan Plötz