Peter Holmstoel, Referent beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), spricht auf dem CIBI Innovationstag am 6. März in München über Versicherungsbetrug und KI – neue Bedrohungen und deren Bekämpfung (www.cibi.de). Er arbeitet seit 30 Jahren in unterschiedlichen Funktionen für die Versicherungswirtschaft u. a. Vertrieb, Schaden, Rückversicherung sowie Konzernentwicklung. Seit 2010 ist er beim GDV zuständig für die Kriminalitätsbekämpfung.
ibi research: Hat der Versicherungsbetrug im letzten Jahr durch ChatGPT & Co. zugenommen?
Peter Holmstoel: Soweit wir beobachten ist die Anzahl der Betrugsversuche nicht gestiegen. Wobei diese Aussage auf subjektiven Einschätzungen beruht.
ibi research: Welche Bedeutung spielt KI beim Thema „Versicherungsbetrug“ bzw. bei der Betrugserkennung?
Peter Holmstoel: Insbesondere professionelle Täter nutzen neue Technologien, so auch Large Language Modelle wie ChatGPT. In einigen dieser Fälle nehmen Betrugsversuche qualitativ zu. Dies führt dazu, dass die Versicherungsgesellschaften in entsprechende Softwaretools investieren, um auch diesen Betrugsversuchen entgegenzutreten.
ibi research: Wie sehen Sie beim Thema KI in diesem Kontext die deutsche Versicherungswirtschaft aufgestellt?
Peter Holmstoel: Die Versicherungswirtschaft ist sich über die technischen Möglichkeiten auf Seiten der Täter bewusst. Um auch KI-basierte Betrugsmuster zu erkennen, wird fortlaufend in neue Software zur Unterstützung der Betrugsabwehr investiert – zum Teil wird die Software selbst entwickelt. Ferner werden die Mitarbeiter entsprechend ausgebildet. Insofern ist die Versicherungswirtschaft in diesem Thema insgesamt gut aufgestellt.
ibi research: Was sind Einsatzszenarien für KI bei der Betrugserkennung in der Versicherungswirtschaft?
Peter Holmstoel: In erster Linie geht es bei der Betrugserkennung um die Identifizierung von Betrugsindikatoren, also Merkmalen, die auf einen betrugsverdächtigen Schaden hindeuten. Bricht man dies herunter runter auf die Einsatzmöglichkeiten einer KI, so stehen insbesondere die Bild- und Textforensik im Vordergrund.
ibi research: Nutzen Sie in Ihrer täglichen Arbeit auch KI? Falls ja, für was und falls nein, warum nicht?
Peter Holmstoel: Nein, eine KI verwenden wir in der GDV-Kriminalitätsbekämpfung nicht, da wir in die operative Schadenbearbeitung nicht eingebunden sind.
Herr Holmstoel, herzlichen Dank für das Interview!