Am 4. und 5. Dezember 2025 versammelten sich rund 110 Fach- und Führungskräfte aus der Zahlungsverkehrsbranche im Frankfurter Spenerhaus zum ibi-Zahlungsverkehrsforum 2025. Die zweitägige Veranstaltung stand unter dem Leitthema „Innovationen, Trends und Technologien rund um Finance & Payment“ – und zeigte sich in diesem Jahr so politisch, kritisch und zugleich optimistisch wie selten zuvor.
Mit zwei klar getrennten inhaltlichen Schwerpunkten – Zahlungsinfrastruktur national und international am ersten Tag sowie Digitaler Euro, Stablecoins und Wero am zweiten – bot das Forum nicht nur fachliche Tiefe, sondern auch reichlich Stoff für kontroverse Diskussionen.
Tag 1: Zahlungsinfrastruktur im Wandel – national und international
Zum Auftakt zeichnete Dr. Stephan Weber, Research Director bei ibi research und inhaltlicher Organisator der Veranstaltung, ein umfassendes „Big Picture des Zahlungsverkehrs“. Im Fokus standen die Trends Instant Payment, Request to Pay, Digitaler Euro, Wero und Agentic Payment. Eine von ibi durchgeführte Studie zeigte dabei eine weitläufige Brnachenskepsis bei Instant Payments: 51 Prozent der befragten Experten sehen Instant Payment primär als Kostenfaktor, 50 Prozent erkennen keine signifikanten Ertragsmöglichkeiten, zugleich sehen 53 Prozent der Experten bei der Mehrheit der Privatkunden keinen Bedarf an Instant Payments, während 46 Prozent bei der Mehrheit der Firmenkunden keinen Bedarf an Instant Payment erkennen. Viel Aufregung um nichts? Oder wird das Thema kleingeredet? „Die Transaktionen von Instant Payment steigen deutlich“, resümierte jedoch Weber.
Die Rolle der Banken im digitalen Zahlungsverkehr
Dr. Ingo Beyritz (Bundesverband deutscher Banken) stellte anschließend die selbstkritische Frage:
„Zahlungsverkehr wird längst nicht mehr nur von Expertinnen und Experten bestimmt – welche Rolle haben wir dann noch?“ Er skizzierte drei Entwicklungsphasen: Von der Lochkarte zu SEPA, Von der PSD2-Schnittstelle zur Empfängerüberprüfung, Von Souveränität und Resilienz bis ... Ein klarer Appell an die Branche, sich strategisch neu zu positionieren.
EUDI-Wallet & Wero als europäische Antworten
Florian Andreae (Deutscher Sparkassen- und Giroverband) stellte die EUDI-Wallet und Wero als zentrale Bausteine für ein souveränes digitales Europa vor. Die Vision: „Bis 2026 soll jede EU-Bürgerin und jeder EU-Bürger über eine digitale Brieftasche verfügen.“ Entscheidend für den Erfolg sei jedoch die flächendeckende Beteiligung aller relevanten Akteure – von Behörden über Unternehmen bis hin zu den Bürgerinnen und Bürgern.
Open Finance & FIDA: Chance oder Risiko?
Im abschließenden Talk vor der Kaffeepause diskutierten Dr. Stephan Weber, Ralf Ohlhausen (Banfico Europe) und Thomas Egner (EBA) gemeinsam mit dem Publikum die Frage: Ist FIDA ein Segen für Open Finance – oder ein regulatorischer Stolperstein? Die kontroverse Diskussion zeigte eindrucksvoll, wie groß der Handlungsdruck in diesem Bereich bereits ist.
Im Anschluss an die Vorträge des ersten Tages konnten die Teilnehmer:innen, Referent:innen und Organisatoren den Tag mit Häppchen, Drinks und Cocktails ausklingen lassen und dank der vielen Inspirationen aus den vergangenen Stunden war für viel Diskussionsstoff gesorgt.
Tag 2: Wero, Digitaler Euro & Stablecoins im Fokus
Unter dem Titel „Zahlungsverkehrsinfrastruktur: Wie souverän ist Europa bzw. muss es werden?“ sprach Christian Rhino von der Deutschen Bank über Europas aktuelle Position. Sein Fazit: „Wir können stolz sein, auf das, was wir in Europa geschaffen haben. Wir haben ein vollfunktionierendes SEPA-System, auf dem wir 2024 zwischen 40 bis 60 Milliarden Transaktionen abgewickelt haben." Gleichzeitig sieht er Schwächen insbesondere am Point of Sale, wo Banken Marktanteile verloren hätten. Chancen lägen jedoch in Instant Payments, Tokenisierung und dem Digitalen Euro.
Der digitale Euro zwischen Vision und Realität
Dr. Heike Winter (Deutsche Bundesbank) gab einen Einblick in den aktuellen Vorbereitungsstand des digitalen Euros – und machte zugleich deutlich: „Ohne Abschluss des EU-Gesetzgebungsverfahrens kann es keinen digitalen Euro geben.“
Diese Ambivalenz spiegelte sich auch in der Podiumsdiskussion „Der Digitale Euro – Wer tiefer blickt, sieht mehr!“ wider. Unter der Moderation von Prof. Dr. Hans-Gert Penzel diskutierten Heinz Urban (S&N Invent) und Hans-Rainer van den Berg (euro-V) kritisch über die zunehmende Komplexität der Regelwerke. Van den Berg brachte es pointiert auf den Punkt: „Bei den Rulebooks hat man versucht, es allen recht zu machen. Das treibt die Komplexität und erinnert mich in Teilen an den Berliner Flughafen oder Stuttgart 21. Wir müssen Komplexität reduzieren und endlich starten – sonst ist der digitale Euro zum Scheitern verurteilt.“
Stablecoins & digitales Geld der Zukunft
Nach der Kaffeepause ging es weiter mit der Frage: Warum sind Stablecoins so erfolgreich? Dr. Ulli Spankowski (Börse Stuttgart Digital) nannte dafür mehrere Gründe: schnell (nahezu Instant Settlement, auch Crossborder), kosteneffizient ( signifikante Kostenreduktion je Transaktion), transparent (volle Transparenz via Transaktiosnreporting auf Blockchain), 24/7 verfügbar (keine Abhängigkeit von Arbeitszeiten), inklusiv (Zugang auch zu Regionen mit unzureichender Bankenfialial- und Payment -Infrastruktur).
Den inhaltlichen Endspurt übernahm Michael J. Cyrus, Leiter der Abteilung „Sicherheitenhandel und Devisen“ bei der DekaBank. Seine zentralen Takeaways: Digital Markets need euro-native digital cash legs (Money is a stack!), Regulated EUR stablecoins preserve monetary integrity und Europe needs economic symmetry to remain competitive.
Fazit: Branchenplattform mit Strahlkraft
Die Teilnehmenden zeigten sich durchweg begeistert von der fachlichen Tiefe, der thematischen Breite und den Networking-Möglichkeiten. Christian v. Hammel-Bonten, selbstständiger Payment-Berater, lobte das „schöne breite Spektrum an Themen“. Eine Teilnehmerin aus der Unternehmensberatung hob besonders die „fachliche Tiefe, die guten Networking-Möglichkeiten und die diskrete Location“ hervor.
Zwei Tage intensiver Austausch über Trends, Herausforderungen und Zukunftsvisionen des Zahlungsverkehrs – einmal mehr ist es ibi research gelungen, das Zahlungsverkehrsforum als maßgebliche Branchenveranstaltung zu positionieren. Mit einer kleinen Nikolaus-Überraschung und viel neuem Input starteten die Teilnehmenden verdient in das zweite Adventswochenende.
Ausblick
Das nächste ibi-Zahlungsverkehrsforum findet am 28. und 29. Oktober 2026 in Frankfurt statt. Wir freuen uns schon darauf!