Beim ibi-Frühstücksdialog, der im Rahmen der Sibos 2025 in Frankfurt stattfand, drehte sich alles um eine Frage, die in der Finanzwelt immer wichtiger wird: Wie souverän ist Europa eigentlich, wenn es ums Bezahlen geht?
Den Auftakt machte Fabio De Masi, Mitglied des Europäischen Parlaments. Er erinnerte daran, dass das Design des Geldsystems ein öffentliches Gut sei – und dass Europa dringend darüber sprechen müsse, wie der Zahlungsverkehr der Zukunft aussehen soll. Der digitale Euro sei dabei zwar ein spannendes Projekt, aber noch längst nicht selbsterklärend: Viele Bürgerinnen und Bürger fragen sich, welchen echten Mehrwert er bringt, wenn es schon funktionierende Systeme wie die Girocard gibt.
Die anschließende Diskussion mit De Masi, Matthias Schmudde (Deutsche Bundesbank) und Gregor Roth (DZ BANK) eröffnete Moderator Prof. Dr. Hans-Gert Penzel mit den Worten: „Auch wenn die Stimmung auf der Sibos gut ist, sie ist politischer geworden als in den vergangenen Jahren.“ Anschließend widmeten die Diskutanten sich der Frage, wie souverän Europa sein will und muss. Dabei wurde deutlich, dass europäische Souveränität im Zahlungsverkehr nur erreicht werden könne, wenn die gesamte Wertschöpfungskette des Zahlungsverkehrs klar definiert und gezielt weiterentwickelt werde.
De Masi sah hier das Problem, dass der Gesetzgeber meist auf Krisen reagiert, statt aktiv zu agieren: „Im Moment wird alles durch Verteidigungsdebatten überlagert. In der Politik herrscht ein negatives Anreizsystem: Immer nur, wenn es Probleme gibt, kommt es auf die Agenda.“
Während Schmudde auf einen baldigen Rechtsrahmen für den digitalen Euro hofft, zeigte sich Roth zurückhaltender. De Masi wiederum betonte, dass es nicht nur um Technik gehe, sondern auch um politische Unabhängigkeit und strategische Handlungsfähigkeit.
Zum digitalen Euro gab es unter den Diskutanten keine einheitliche Meinung, gleichzeitig aber auch kein klares Dafür oder Dagegen. Am Ende waren sich aber alle einig: Wenn Europa im Zahlungsverkehr souverän bleiben will, braucht es eigene, starke Lösungen – und zwar jetzt, nicht erst in der nächsten Krise.