Bettina Rose, Head of Business Development Payments der PPI AG, spricht im Interview über aktuelle Veränderungen im Zahlungsverkehr, die Fülle der Herausforderungen für Banken und mögliche Zukunftsszenarien.
Frau Rose, im Titel unserer Studie werfen Sie eine Frage auf: Payments as a Service – Zahlungsverkehr der Zukunft? Konnten Sie mit der Studie diese Frage beantworten?
Payments as a Service ist ein wichtiger Teil des Zahlungsverkehrs der Zukunft. Schon heute lagern drei von vier Banken ihren Zahlungsverkehr zumindest teilweise aus. Jedes zweite Institut plant in den kommenden fünf Jahren weitere Auslagerungen. Es ist also ein klarer Trend zu Payment as a Serivce erkennbar.
Was spricht denn für eine Auslagerung des Zahlungsverkehrs?
Schaut man auf die Ergebnisse der Studie, ist die Antwort eindeutig: die Kosten. 69 Prozent der Studienteilnehmer führen diese als Grund für eine geplante oder bereits vollzogene Auslagerung an. Auch die hohen Kosten bei der Umsetzung neuer Funktionalitäten und Services veranlassen viele Institute zu einer Auslagerung. Mit 54 Prozent der Nennungen sind sie der zweithäufigste Grund für ein Outsourcing im Zahlungsverkehr.
Der reine Blick auf die Kostenseite greift jedoch zu kurz. Denn eine Auslagerung ist immer eine strategische Entscheidung. Letztendlich geht es um die Frage, wie ich es als Bank schaffe, mich auf mein Kerngeschäft zu konzentrieren und damit wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Möglichkeit dafür kann zum Beispiel sein, dass ich mich von nachgelagerten Prozessschritten trenne und mich stärker auf die Kundenschnittstelle konzentriere. Die Studie legt nahe, dass viele Banken so verfahren. Vor allem in den Bereichen Clearing und dem Interbank-Geschäft planen die Institute in den kommenden Jahren verstärkt Auslagerungen.
Aber auch der umgekehrte Fall ist denkbar: dass sich ein Institut gerade in nachgelagerten Bereichen wie dem Clearing Exzellenz und Know-how aufbaut. Solche Institute agieren dann unter Umständen als Outsourcing-Partner für andere Banken. Immerhin 45 Prozent der Institute, die ihren Zahlungsverkehr nach wie vor komplett in Eigenregie betreiben, geben dafür strategische Gründe an.
Wie gesagt: Am Ende sollte die Entscheidung für oder gegen eine Auslagerung immer das Ergebnis strategischer Überlegungen sein und nicht allein durch Kostendruck getrieben werden.
Apropos Kosten: Die Studie zeigt, dass die Kosten nicht nur der häufigste Grund für eine Auslagerung sind, sondern zugleich ein häufiger Grund, der Banken von einem Outsourcing abhält. Wie erklären Sie sich das?
Das stimmt. Mehr als jede zweite Bank, die noch keine Auslagerung in ihrem Zahlungsverkehr vorgenommen hat, führt dafür die Sorge vor den hohen Kosten an. Diese Sorge ist nachvollziehbar. Denn wie jede größere Investition binden auch Outsourcing-Projekte zunächst einmal vorhandene Mittel. Oder anders ausgedrückt: Ich muss Geld ausgeben, um Geld einzusparen.
Die gute Nachricht ist: Mit einer sorgsamen Vorbereitung sinkt die Gefahr, dass die Kosten bei der Durchführung der Auslagerung aus dem Ruder laufen. Denn – auch das ist ein Ergebnis der Studie – es sind vor allem interne Faktoren, die den Auslagerungsprozess verzögern und damit die Kosten in die Höhe treiben. Dazu zählen die mangelnde Standardisierung relevanter Prozesse in den Instituten und die Spezifikation der Anforderungen, zum Beispiel an die Schnittstellen. Die Banken haben es also zu großen Teilen selbst in der Hand, die Kosten bei der Auslagerung in Grenzen zu halten. Und auch hier darf der strategische Blick nicht außer Acht gelassen werden. Statt im ersten Jahr die höheren Kosten der Auslagerung zu fürchten, sollten Banken die langfristig nachhaltige Kostensenkung im Blick haben.
Am Ende kommt es ohnehin auf das Ergebnis an. Und damit sind alle Studienteilnehmer, die bereits Auslagerungen durchgeführt haben, sehr zufrieden. Ein Bankvertreter hat es auf den Punkt gebracht: „Wenn’s dann läuft, dann läuft’s gut.“
Über die Studie
Mit der Studie „Payments-as-a-Service – Zahlungsverkehr der Zukunft?“ haben das Software- und Beratungshaus PPI gemeinsam mit ibi research an der Universität Regensburg GmbH untersucht, wie sich Banken hinsichtlich der Auslagerung des Zahlungsverkehrs positionieren. Dazu wurden von Juni bis August 2022 Verantwortliche für den Bereich Payments von 15 Banken beziehungsweise Bankverbänden zunächst onlinegestützt befragt. Daran schlossen sich persönliche Tiefeninterviews an. Die teilnehmenden Institute repräsentieren etwa 90 Prozent des Marktvolumens im deutschen Zahlungsverkehr.