Pressemitteilung · Veröffentlicht am 08.10.2025

ibi-Frühstücksdialog: „Die europäische Payment-Landschaft braucht eigene Zahlungsverkehrslösungen“

Bei einem gemeinsamen Frühstück, das im Rahmen der Sibos 2025 in Frankfurt stattfand, diskutierte ibi research zusammen mit seinem Forschungs- und Partnernetzwerk sowie weitere ausgewählte Experten die Frage, wie souverän Europa ist, wenn es ums Bezahlen geht.

Der Europaparlamentarier Fabio De Masi hielt den Impulsvortrag mit dem bezeichnenden Titel „Europäische Souveränität geht nicht ohne eigene Zahlungsverkehrslösungen“. In seiner Keynote machte er deutlich klar, dass das Design des Geldsystems ein öffentliches Gut sei und es deswegen auch eine öffentliche Debatte um die Zukunft des Zahlungsverkehrs geben müsse, etwa über digitalen Euro. „Viele Bürger haben aber Probleme mit digitalen Euro“, berichtet De Masi, „denn wo ist der Use Case, wenn es schon Girocard und Co. gibt?“ Zu dieser Debatte gehöre aber seiner Auffassung nach noch ein weiterer Aspekt, der der Verletzlichkeit und Abhängigkeiten von der Technik anderer.

Wie souverän muss Europa sein?

Mit diesem Ansatz lieferte De Masi auch eine Steilvorlage für die anschließende Diskussion mit Matthias Schmudde (Deutsche Bundesbank) und Gregor Roth (DZ BANK), die Moderator Prof.  Hans-Gert Penzel mit den Worten eröffnete: „Auch wenn die Stimmung auf der Sibos gut ist, sie ist politischer geworden als in den vergangenen Jahren.“ Darauf stellte er gleich die erste Frage in den Raum: Wie souverän wollen wir sein, wie souverän müssen wir sein?

Für Gregor Roth von der DZ Bank ist Souveränität von kritischen Infrastrukturen wie zum Beispiel Zahlungsverkehr von großer strategischer Bedeutung. Hier haben wir gemeinsam Nachholbedarf. Gemeinsam sei die Frage zu klären: Wo stehen wir, was ist das Ziel, was sind die nächsten Schritte? Zeit sei hier ein entscheidender Faktor.

Dass dieses Thema brisant ist, zeigte auch Matthias Schmudde, der dazu Fakten lieferte: „Internationale Schemes wickeln 60 Prozent aller Kartenzahlungen in Europa ab. Zudem akzeptiert zum Beispiel die Lufthansa keine europäische Payment-Lösung an Board. Europäische Souveränität im Zahlungsverkehr erscheint aus meiner Sicht also ausbaufähig.“ 

Zahlungsverkehr ist Teil der kritischen Infrastruktur

Doch ist diese Brisanz auch den Gesetzgebern bewusst? De Masi sah hier das Problem, dass der Gesetzgeber meist auf Krisen reagiert, statt aktiv zu agieren: „Im Moment wird alles durch Verteidigungsdebatten überlagert. In der Politik herrscht ein negatives Anreizsystem: Immer nur, wenn es Probleme gibt, kommt es auf die Agenda.“ Dabei – da waren sich alle Diskutanten einig – ist auch der Zahlungsverkehr kritische Infrastruktur, nicht nur Wasser, Kommunikation, Strom.

Ja oder nein zum digitalen Euro?

Doch gehört zur digitalen Souveränität auch der digitale Euro? Hier wichen die Meinungen voneinander ab. „Ich bin nicht gegen den digitalen Euro, ich bin auch noch weit davon entfernt, dafür sein zu können – hierzu sind noch viele Fragen und Aspekte zu klären!“ Generell einig waren sich De Masi, Schmudde und Roth ein folgendem Punkt: Ohne eigene europäische Lösungen im Zahlungsverkehr bleibt Europa abhängig – mit erheblichen Konsequenzen auch in geopolitischen und geoökonomischen Fragen.

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