Einer unserer Unterstützer des ibi-Payment-Reports ist die S-Payment. Wir haben S-Payment zu Wero, zum Digitalen Euro, zu Kryptotoken und In-Car-Payment befragt.
Was sind für Sie die generellen Erkenntnisse des ibi-Payment-Reports 2024 und welche Ergebnisse haben Sie am meisten überrascht?
Das Girocard-System der deutschen Kreditwirtschaft erfreut sich an-haltend hoher Beliebtheit bei den Verbrauchern. Die Ergebnisse dieses Reports werden von den Girocard-Halbjahreszahlen 2024 eindrücklich bestätigt – und das, obwohl die Girocard seit Jahren von ihren Kritikern als auf Dauer nicht wettbewerbsfähig verglichen mit den internationalen Anbietern bezeichnet wird. Es lohnt sich also, die Weiterentwicklung des Girocard-Systems – Stichwort Girocard 4.0 – mit neuen, für Händler und Kunden sinnvollen Funktionen voranzutreiben.
Ebenso wird deutlich, dass wir in Deutschland alleine schon durch den anstehenden Generationenwechsel in 10 bis 15 Jahren ganz anders bezahlen werden – nämlich mobiler und digitaler. Hier hat uns überrascht, dass fast 40 Prozent der Befragten angegeben haben, dass sie schon heute mobiles Bezahlen nutzen.
Wie bewerten Sie den Markstart von Wero?
Anfang Juli hat auch die Sparkassen-Finanzgruppe mit Peer-to-Peer (P2P) das erste Wero-Produkt offiziell gestartet. 88 Prozent aller Sparkassen bundesweit sind bereits mit von der Partie – für uns ein voller Erfolg und ein überwältigender Vertrauensbeweis der Sparkassen-Finanzgruppe in das neue europäische Zahlverfahren!
Der Marktstart ist seitens der Sparkassen bewusst ohne große Kampagnenbegleitung erfolgt. Der Grund: Die EPI Company startet im Herbst mit der flächendeckenden Verfügbarkeit von Wero in den teilnehmenden Ländern eine aufmerksamkeitsstarke Markenkampagne. Dieser Kampagne wird sich die Sparkassen-Finanzgruppe anschließen. Wir erwarten, dass Wero dann in der breiten Öffentlichkeit verstärkt wahrgenommen und während/nach der Kampagne die Zahl der Wallet-Aktivierungen signifikant steigen wird.
Gibt es eine Verbindung zwischen EPI/Wero und dem Digitalen Euro?
Es gibt keine direkte Verbindung zwischen den beiden Initiativen. Jedoch verfolgen EPI/Wero und der Digitale Euro grundsätzlich das gleiche Ziel: Mehr Souveränität für Europa im Zahlungsverkehr. Bisher sind wir abhängig, vor allem von US-Anbietern.
Um mehr Souveränität zu erreichen, brauchen wir Kooperation und Synergien. Die Wero-Wallet soll zum Beispiel technisch so ausgestaltet werden, dass sie auch einen zukünftigen Digitalen Euro als Zahlungsmittel integrieren kann. Daran arbeiten die Partner der EPI-Initiative bereits.
Die Sparkassen-Finanzgruppe steht der Einführung eines Digitalen Euro grundsätzlich offen gegenüber. Allerdings muss klar erkennbar sein, wie er genau ausgestaltet sein soll und welche Vorteile er den Nutzer:innen bietet. Deshalb bringen wir uns in konstruktiven Gesprächen mit der Europäischen Zentralbank in die Entwicklung ein.
Was halten Sie von Kryptotoken als digitale Zahlungsmittel?
Digitale Token bieten enormes Potenzial für die Finanzwelt. Kryptotoken aber sind unreguliert, volatil und risikobehaftet. Aus diesen Gründen bietet die Sparkassen-Finanzgruppe ihren Kund:innen bisher keine Kryptotoken als Zahlungsmittel an. In der breiten Bevölkerung ist das auch noch kein Thema. Aus eigenen Befragungen wissen wir, dass aktuell nur acht Prozent der Bundesbürger:innen Kryptotoken besitzen.
Mit dem Thema Kryptoassets beschäftigt sich die Sparkassen-Finanzgruppe dagegen intensiv: So hat etwa die LBBW eine Partnerschaft mit der Krypto-Plattform Bitpanda geschlossen, um ihren Unternehmenskunden den Zugang zu Kryptoassets zu eröffnen. Auch andere Marktteilnehmer sind hier aktiv. Die DZ BANK startete Ende 2023 eine Kryptoverwahr-Plattform für institutionelle Kunden.
Sehen Sie beim Thema In-Car-Payment Potenzial für neue Kooperationen?
Die Tatsache, dass Automobilhersteller das Fahrzeug buchstäblich zur Wallet machen möchten, öffnet uns Türen zu einer Vielzahl von Partnerschaften und Kooperationen. So können wir dazu beitragen, dass In-Car-Payment nahtlos funktioniert, sicher und benutzerfreundlich wird.
Damit In-Car-Payment in der Breite angenommen wird, muss das Bezahlen aus dem Auto heraus so einfach sein wie das alltägliche Bezahlen. Die Sparkassen-Finanzgruppe hat daher den Anspruch, die Zahl-verfahren der deutschen Kreditwirtschaft auch in die Connectivity-Plattformen und -Apps der Automobilindustrie zu integrieren.
Wir sind davon überzeugt, nur durch reichweitenstarke, günstige und zukunftsfähige Zahlverfahren eine breite Akzeptanz von In-Car-Payment in allen Bevölkerungsgruppen und damit auch zum Vorteil der Fahrzeughersteller zu erreichen.
Welche zentralen Schlussfolgerungen ziehen Sie aus den Ergebnissen des ibi-Payment-Reports 2024 für die Entwicklungen des Zahlungsverkehrs in den nächsten Jahren?
Vielfältiger, digitaler und vor allem bequemer – so lässt sich die Entwicklung des Zahlungsverkehrs am Point-of-Sale und im E-Commerce zusammenfassen.
Ob Instant Payment, In-App- und Peer-to-Peer-Zahlungen, Invisible und Embedded Payments oder Kryptotoken – Payment-Innovationen kommen in immer kürzeren Abständen auf den Markt. Die Verbraucher stehen vor der Herausforderung, neue Technologien und Bezahl-systeme zu verstehen und zu entscheiden, ob sie sie in ihrem Einkaufs-alltag einsetzen möchten.
In den nächsten Jahren werden Großprojekte wie EPI/Wero und der Digitale Euro die Zahlungslandschaft in Deutschland und Europa weiter verändern. Herausforderung wird sein, neue Zahlungsprodukte in die bestehenden Infrastrukturen zu integrieren und für Akzeptanten und Verbraucher gleichermaßen alltagsrelevante Use Cases zu kreieren.