Neue Studie zum Re-Commerce-Boom – Wie Gebrauchtwaren den Online-Handel revolutionieren

Der Re-Commerce-Markt, also der Online-Handel mit gebrauchten Produkten, ist schon lange nicht nur ein Trend, sondern vielmehr ein integraler Bestandteil des Online-Handels. Im vergangenen Jahr war die Wachstumsrate im deutschen Re-Commerce (7,2 %) beinahe doppelt so hoch wie die des gesamten deutschen Online-Handels mit Neuwaren (3,8 %).[1] Auch international zeigt sich ein beeindruckendes Wachstum: Der Online-Handel mit Gebrauchtwaren wird 2024 auf rund 292 Milliarden US-Dollar geschätzt und könnte Prognosen zufolge bis 2029 auf etwa 448 Milliarden US-Dollar anwachsen.[2]

Die Gründe für den Erfolg des Re-Commerce sind vielfältig. Eine repräsentative Konsumentenbefragung (n=1903) durch das Institut für Handel & Internationales Marketing der Universität des Saarlandes zeigt, dass Re-Commerce fest in den deutschen Konsumalltag integriert ist. So geben 55 Prozent der Befragten an, in den letzten 12 Monaten Gebrauchtwaren online gekauft zu haben. Ebenfalls haben 52 Prozent der Befragten in diesem Zeitraum gebrauchte Produkte online verkauft. Kauf und Verkauf finden dabei auf Online-Shops, Marktplätzen ebenso wie auf sogenannten Peer-to-Peer-Plattformen (z. B. Vinted) und in sozialen Netzwerken statt.

Die wirtschaftlichen Chancen in diesem stark wachsenden Markt veranlassen immer mehr Handelsunternehmen dazu, Re-Commerce-Aktivitäten in ihr Geschäftsmodell zu integrieren. Auch reine Re-Commerce-Händler verzeichneten in den vergangenen Jahren kontinuierlich steigende Unternehmensumsätze. Der umsatzstärkste deutsche Re-Commerce-Händler Momox legte für 2024 einen Jahresumsatz in Höhe von 377 Millionen Euro offen.[3] Gleichzeitig bietet der Re-Commerce Potenziale in Hinblick auf die Stärkung von Kundenbeziehungen sowie die Erschließung neuer Kundengruppen und geht mit Image-Gewinnen einher.

Auf der Kehrseite birgt dieser neue Handelsfokus auch besondere Herausforderungen für die Unternehmen. Die Schwerpunkte sind komplex: Rückwärtslogistik, Qualitätsprüfungen und gegebenenfalls Aufbereitungen sowie Reparaturen erfordern umfangreiche Abläufe mit oft hohen manuellen Prozesskosten. Auch wirtschaftlich bringt das Modell Herausforderungen mit sich, da Margen häufig gering und Warenverfügbarkeiten schwer vorhersehbar sind. Zudem mangelt es aktuell an klaren rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen beispielsweise hinsichtlich Haftungs- und Transparenzpflichten, unzureichender Produktdaten und steuerlicher Unsicherheiten.

Dennoch sprechen neben dem ökonomischen Potenzial im Besonderen auch die ökologischen Gewinne für eine weitere Stärkung des Re-Commerce. Durch die Vermeidung eines erneuten Produktherstellungsprozesses ermöglicht der Re-Commerce Emissionseinsparungen von bis zu 80 Prozent pro Produkt. Gleichermaßen ist dies ebenfalls zuträglich für die Schonung von Wasser- und Landressourcen. Entsprechend wird der Re-Commerce als integraler Bestandteil für die Transformationen von der linearen zu einer zirkulären Wirtschaft antizipiert.

In der neuen Studie „Relevanz und Perspektiven des Re-Commerce für den deutschen Handel“, die ibi research in Zusammenarbeit mit dem bevh und dem H.I.MA. ausgearbeitet hat, wird das Thema Re-Commerce genau untersucht. Die Studie behandelt den Online-Handel mit Gebrauchtwaren aus Konsumenten- wie auch Händlerperspektive im Kontext von ökologischen, rechtlichen und allgemeingesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Weitere Informationen zum Projekt und die Möglichkeit zum kostenfreien Studiendownload finden Sie unter: ibi.de/re-commerce-studie

Die Projektwebseite des bevh finden Sie hier.


[1] https://einzelhandel.de/images/Konjunktur/Online_Monitor_2025_HDE.pdf, S.4, S.43

[2] https://www.statista.com/statistics/1475211/global-second-hand-e-commerce-revenue-category/

[3] https://excitingcommerce.de/2025/06/19/refurbed-kam-2023-auf-jahresumsaetze-von-61-mio-euro/