Herausforderungen für Banken im Rahmen von Digitalisierung, Künstlicher Intelligenz und Cyber Security
Die Bankenbranche steht vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die u. a. vor allem durch die rasante Weiterentwicklung der Digitalisierung, die zunehmende Bedeutung der Künstlichen Intelligenz (KI) und die steigenden Anforderungen an die Cyber Security bedingt sind. Diese drei Faktoren beeinflussen sich zudem gegenseitig und stellen Banken vor immer komplexere Aufgaben, die gleichermaßen organisatorisch, technologisch und regulatorisch bedingt sind. Hinzu kommen weitere, übergreifende Themen, die auf der Agenda stehen: Sustainable Finance oder die Umsetzung von Anforderungen an die Barrierefreiheit digitaler Angebote seinen hier beispielhaft genannt.
In diesem Beitrag werden die drei erst genannten Herausforderungen adressiert und im Ansatz herausgearbeitet, wie Banken und Sparkassen mit diesen Veränderungen umgehen müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Erwartungen der Kunden gerecht zu werden.
1. Die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf Kreditinstitute
Die Digitalisierung verändert die Art und Weise, wie Banken und Sparkassen ihre Dienstleistungen anbieten, wie sie mit Kunden interagieren und wie Prozesse innerhalb der Banken selbst ausgestaltet werden. Durch die Einführung und Weiterentwicklung digitaler Technologien (von Online-Banking, mobile Zahlungsdienste, Cloud-Computing bis hin zu hochentwickelten Analyseplattformen) hat sich die Arbeitsweise der Banken verändert. Sowohl traditionelle Finanzinstitute als auch neue Akteure, wie FinTechs, nutzen die digitalen Möglichkeiten, um ihre Services und Aktivitäten rund um den Kunden zu verbessern, Kosten zu senken, Prozesse effizienter zu gestalten, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu erweitern. Allerdings bringt die Digitalisierung auch erhebliche Herausforderungen mit sich.
Veränderung des Geschäftsmodells
Traditionelle Kreditinstitute sehen sich weiterhin zunehmend mit neuen Wettbewerbern konfrontiert, seien es nun FinTechs oder die Bestrebungen zur Ausweitung des Geschäftsmodells von bislang nicht im Finanzdienstleistungsbereich aktiven Unternehmen. Diese neuen Akteure bieten innovative, meist technologiegetriebene Lösungen an, die es ihnen zumeist ermöglichen, schneller und flexibler auf die Bedürfnisse der Kunden zu reagieren.
Die Herausforderung für etablierte Banken besteht nun darin, ihre eigenen Geschäftsmodelle zu überdenken, gleichzeitig die Bedarfe des bestehenden Kundenstamms zu befriedigen und neue Kunden zu gewinnen. Dies kann zu erheblichen Investitionen in neue Technologien, aber auch z. B. in die Schulung und Weiterbildung der Mitarbeitenden, führen. Darüber hinaus müssen Banken neue Partnerschaften eingehen, passende Services und Dienstleistungen entwickeln und ggf. über eigene, digitale Plattformen nachdenken. Nur so können sie letztlich bessere Kundenbeziehungen aufbauen, personalisierte Dienstleistungen anbieten und eine schnellere Reaktionszeit sicherstellen.
Effizienzsteigerung und Automatisierung
Die Digitalisierung bietet auch Potenziale für die Steigerung der Effizienz innerhalb von Banken und Sparkassen. Automatisierungstechnologien wie Robotic Process Automation (RPA) ermöglichen es, wiederkehrende administrative Aufgaben, aber auch Prozesse in Bereichen wie Kreditvergabe, Zahlungsabwicklung und Kundenservice zu automatisieren oder zu optimieren. So lassen sich zum einen Kosten senken, zum anderen aber vor allem auch vorhandene Kapazitäten auf höherwertigere Tätigkeiten verteilen. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels versprechen technische Möglichkeiten somit bereits kurzfristig deutliche Vorteile.
Die Implementierung solcher Technologien erfordert jedoch im ersten Schritt finanzielle Mittel. Gleichzeitig können umfassende Veränderungen in der Unternehmenskultur notwendig sein, da Mitarbeitende derlei Veränderungen akzeptieren und ggf. neue Fähigkeiten erlernen müssen. Zudem muss das Management sicherstellen, dass der Übergang zur Automatisierung reibungslos und ohne negative Auswirkungen auf die Kundenzufriedenheit erfolgt.
Regulatorische Herausforderungen
Die fortschreitende Digitalisierung geht stetig auch mit neuen regulatorischen Anforderungen einher. Bankenaufsicht und Regulierungsbehörden erarbeiten neue Regeln und Standards, die u. a. in Folge der Digitalisierung notwendig sind. So müssen verständlicherweise Datenschutzvorgaben für die Nutzung von Kundendaten in digitalen Systemen klar definiert sein. Auch der Schutz vor Geldwäsche oder die Einhaltung der Vorschriften zur Bekämpfung der Terrorismusfinanzierung sind in einer digitalisierten Welt zu gewährleisten.
Für Kreditinstitute bedeutet dies, dass bei jedem Einsatz einer neuen Technologie zugleich sicherzustellen ist, dass diese in allen Belangen den regulatorischen Anforderungen entspricht. Die Anpassung an sich ständig verändernde bzw. fortgeschriebene Vorschriften stellt eine kontinuierliche Herausforderung dar.
2. Künstliche Intelligenz und ihre Rolle in der Bankenbranche
Verlagerte sich bislang die analoge Welt über eine Vielzahl von Jahren hinweg in eine digitale Umgebung, hat die Ausbreitung der Methoden und Verfahren der Künstlichen Intelligenz (KI) die Bankenbranche in kürzester Zeit maßgeblich verändert und wird dies auch weiterhin tun. KI hat das Potenzial, vom Grundsatz her jeden Prozess zu transformieren, sei es z. B. in der Kundenbetreuung und -beratung, bei der Kreditvergabe oder in der Risikoanalyse.
Auswirkungen auf Kundenbetreuung und -beratung
Künstliche Intelligenz wird zunehmend in der Kundenbetreuung eingesetzt, zum Beispiel durch den Einsatz von Chatbots oder virtuellen Assistenten. Diese Systeme können rund um die Uhr einfache Anfragen bearbeiten und Kunden bei alltäglichen Aufgaben wie der Kontoabfrage oder der Durchführung von Überweisungen unterstützen. Dadurch wird der Kundenservice effizienter und gleichzeitig können Mitarbeitende mehr Zeit für komplexere Anfragen einbringen.
Die Herausforderung für Banken besteht nun selbstredend darin, sicherzustellen, dass die eingesetzten KI-Systeme nicht nur funktional, sondern auch sicher und kundenfreundlich sind. Insbesondere müssen Banken den Spagat zwischen möglicher sowie notwendiger Automatisierung und dem Wunsch nach persönlicher Betreuung meistern, da Kunden je nach thematischem Kontext weiterhin den Kontakt zu einem menschlichen Berater bevorzugen.
Derzeit diskutiert werden in diesem Zusammenhang z. B. die Möglichkeiten und die Akzeptanz der Hyperpersonalisierung. Auf Basis der Menge an Daten, die über eine Kundenbeziehung vorliegt, können Mithilfe von Machine-Learning-Algorithmen wahrscheinliche Verhaltensweisen und Bedürfnisse der Kunden immer präziser verstanden und im Nachgang dazu passende, maßgeschneiderte Finanzprodukte angeboten werden. Denkbar ist künftig das Angebot von Services und Produkten, die vollständig auf eine individuelle Lebens- und Finanzsituation einer Person zugeschnitten sind, z. B. im Hinblick auf konkrete Kreditangebote, personalisierter Anlagevarianten oder einem Altersvorsorgemodell, dass sich flexibel auf eine veränderte Lebenssituation anpassen lässt.
Beachtet werden muss dabei allerdings, wie Kundinnen und Kunden derlei Möglichkeiten gegenüberstehen.
ibi research, Februar 2025, n = 518 Verbraucherinnen und Verbraucher, Ergebnis von „stimme voll und ganz zu“ und „stimme eher zu“
Bei den im Rahmen unserer monatlichen ibi-consumer-insights-Befragung (https://ibi.de/projekte/ibi-consumer-insights) vorgestellten Statements im Kontext von KI und Hyperpersonalisierung stimmen lediglich 24 Prozent der Verbraucher:innen der Aussage voll und ganz bzw. eher zu, dass sie einen Einsatz von KI durch Banken und Sparkassen erwarten, damit diese ihre Bedürfnisse und Wünsche präzise verstehen und persönlich zugeschnittene Finanzprodukte anbieten. 39 Prozent der Befragten stehen dem Einsatz von KI eher ablehnend gegenüber, da sie befürchten, durchschaubar zu werden, was sie nicht möchten. Die Aussage, ob eine Bank oder Sparkasse in allen Belangen offen kommunizieren sollte, wann und wo Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, wird von 74 Prozent der Befragten voll und ganz bzw. eher bejaht. Insgesamt gilt es also durchaus, die Erwartungen der Kundinnen und Kunden zu erheben und gleichzeitig die positiven Elemente des Einsatzes von KI sehr viel deutlicher zu kommunizieren, als es derzeit dem Anschein nach aus Sicht der Kundinnen und Kunden gelingt.
Kreditvergabe und Risikomanagement
Auch Kreditvergabe und Risikomanagement lassen sich mit Hilfe eines KI-Einsatzes optimieren. So kann z. B. im Rahmen des Kreditvergabeprozesses durch den Einsatz von maschinellem Lernen und automatisierten Datenanalysen die Kreditwürdigkeitsprüfung schneller und präziser erfolgen, insbesondere auch im Hinblick auf das frühzeitige Erkennen potenzieller Ausfälle.
Die Herausforderung liegt dabei darin, dass diese KI-Modelle auf umfangreichen Datensätzen basieren, die zuvor aufbereitet sein müssen. Qualität und Integrität dieser Daten sind entscheidend für den Erfolg der eingesetzten KI-gestützten Systeme. Zudem müssen Banken sicherstellen, dass die Algorithmen transparent und nachvollziehbar sind, um regulatorischen Anforderungen gerecht zu werden.
Interessant ist an dieser Stelle die Variante, mit Hilfe sogenannter synthetischer Daten mögliche Datenlücken zu schließen. Synthetische Daten werden durch Simulation und Algorithmen dort generiert, wo die tatsächliche Datengrundlage nicht ausreicht. Ein wesentlicher Vorteil synthetischer Daten ist ihre Anonymität. Erzeugt werden diese Daten zwar mit den rechnerischen Eigenschaften der Originaldaten, es lässt sich allerdings nicht auf diese zurückschließen. So ist z. B. im Rahmen der Kreditvergabe der Einsatz synthetischer Daten in Vergabemodellen möglich, ohne dass es zu tatsächlichen Datenschutzrisiken in Bezug auf reale Kundendaten kommt.
Mit Hilfe synthetischer Daten können KI-Modelle nach Meinung befragter Expertinnen und Experten deutlich wirtschaftlicher betrieben werden, z. B. in Bezug auf Zeitersparnis oder Kostenreduzierung. Allerdings werden gleichermaßen Risiken gesehen: Die Gefahr von reproduzierten Falschinformationen ist durchaus gegeben, so dass auch an dieser Stelle insbesondere im Finanzdienstleistungsbereich besondere Risiken zu sehen sind. Auch ist eine Diskriminierung nicht ausgeschlossen, sodass stets auch die Qualität und Güte der synthetisch erzeugten Daten kritisch zu betrachten ist. Gleichermaßen ist ein Großteil der Expertinnen und Experten der Meinung, dass die Verwendung synthetischer Daten einen durchaus beträchtlichen Anteil haben wird.
ibi banking trends 2024, n = 58 Expertinnen und Experten, Ergebnis von „stimme voll und ganz zu“ und „stimme eher zu“, www.ibi.de/banking-trends-2024
Herausforderungen in der Implementierung von KI
Die Implementierung von KI in Banken erfordert eine umfassende Veränderung der bestehenden Systeme und Prozesse. Die Technologie muss in bestehende IT-Infrastrukturen integriert werden, was mit hohen Investitionen und Zeitaufwand verbunden sein kann. Auch die Qualität der Daten, die als Grundlage für die KI-Modelle dienen, muss sichergestellt werden. Fehlen beispielsweise verlässliche oder aktuelle Daten, kann dies zu fehlerhaften Ergebnissen führen.
Zunehmend problematisch ist der Fachkräftemangel im Bereich KI. Es besteht in nahezu allen Branchen ein hoher Bedarf an Experten und Expertinnen, die in der Lage sind, komplexe KI-Algorithmen zu entwickeln und zu implementieren. Es ist durchaus herausfordernd für die Branche, im Wettbewerb mit anderen attraktiven Arbeitgebern, Personal zu gewinnen und zu halten, selbst wenn deutlich auch in die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitenden investiert wird, um mit der Technologie Schritt halten zu können.
3. Cyber Security: Schutz vor Bedrohungen in der digitalen Welt
Quasi als Klammer dieses Beitrags noch ein Blick auf das mit zunehmender Digitalisierung wachsende Risiko von Cyberangriffen: Vielerlei Angriffsvarianten (Hacking, Phishing, Malware, DDoS-Attacken etc.) können immense direkte als auch indirekte Schäden verursachen. Die zunehmende Vernetzung und Digitalisierung von Bankdienstleistungen bedeutet zugleich, dass immer mehr sensible Daten gespeichert und verwendet bzw. Transaktionen online abgewickelt werden, was die Angriffsflächen für Cyberkriminelle stetig vergrößert.
Schutz sensibler Kundendaten
Kundendaten, insbesondere finanzielle Informationen, sind für Cyberkriminelle von höchstem Interesse. Insbesondere Finanzdienstleister müssen daher sicherstellen, dass alle Systeme, die mit sensiblen Kundendaten umgehen, ausreichend geschützt sind. Dies umfasst die Verwendung fortschrittlicher Verschlüsselungstechnologien, mehrstufiger Authentifizierung und sicherer Netzwerke.
Die Herausforderung besteht darin, im immerwährenden „Katz-und-Maus-Spiel“ gegen immer schwieriger abzuwehrende Cyberangriffe, die auf modernster Technologie basieren und über ständig neue Methoden versuchen, in die Systeme von Banken einzudringen, letztlich die Oberhand zu behalten. Banken und Sparkassen sind daher ständig gefordert, Cyber-Sicherheitsmaßnahmen kontinuierlich anzupassen und in den Ausbau ihrer IT-Infrastruktur zu investieren.
Kundinnen und Kunden registrieren derlei Aktivitäten durchaus, wie unseren Kurzbefragung zeigt:
ibi research, Februar 2025, n = 518 Verbraucherinnen und Verbraucher, Ergebnis von „stimme voll und ganz zu“ und „stimme eher zu“
Frühzeitiges Erkennen von Betrugsabsichten und jederzeitiger Schutz der Bankverbindung wird von 67 Prozent der Befragten positiv nachvollzogen.
Gleichwohl scheint es für Kundinnen und Kunden nur wenig nachvollziehbar zu sein, dass z. B. die vermeintlich komplizierte 2-Faktor-Authentifizierung und weitere Sicherheitsmaßnahmen ihren Sinn haben und in letzter Konsequenz z. B. über Kontoführungsgebühren auch bezahlt werden müssen. Diesen Widerspruch gilt es, deutlich aufzulösen, zumal die notwendigen Aufwände für den Schutz vor Cyberangriffen nicht weniger werden.
Schutz vor Angriffen auf die Infrastruktur
Letzteres zeigt sich natürlich auch in der Absicherung der Infrastruktur. Finanzdienstleister sind auf hochkomplexe IT-Systeme angewiesen, um ihre täglichen Transaktionen und Prozesse zu verwalten. Ein Angriff auf diese Systeme kann zu schwerwiegenden Ausfällen führen, die nicht nur finanzielle Verluste verursachen, sondern auch das Vertrauen der Kunden zerstören würden. Zusätzlich sind Anforderungen an die Cyber Security in Banken nicht nur technischer, sondern auch regulatorischer Natur. Die Herausforderung ist somit gleichermaßen der Schutz der Systeme vor Cyberangriffen und die Erfüllung regulatorischen Anforderungen. Netzwerksicherheit, Server-Schutz, kontinuierliche Überwachung von Sicherheitslücken etc. erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen IT-Abteilungen und möglichen externen Sicherheitsdiensten sowie regelmäßige Audits und Penetrationstests, um Schwachstellen frühzeitig zu erkennen. Dass dies zu entsprechenden Kosten führt und die Komplexität bei der Implementierung von Sicherheitsmaßnahmen nicht geringer wird, liegt auf der Hand.
Fazit
Die Digitalisierung, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz und die Herausforderungen der Cyber Security stellen Finanzdienstleister vor komplexe, miteinander verbundene Aufgaben. Die Branche muss kontinuierlich investieren, um mit den technologischen Entwicklungen Schritt zu halten, gleichzeitig die regulatorischen Anforderungen zu erfüllen und das Vertrauen der Kunden zu wahren. Während die Chancen, die sich durch diese Technologien bieten, immens sind, erfordert ihre Umsetzung eine ausgewogene Strategie, die sowohl technologische als auch organisatorische Anpassungen umfasst. Banken, die in der Lage sind, diese Herausforderungen zu meistern, können ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern und eine starke Position im digitalen Zeitalter sichern.
Eine Vielzahl von Fragestellungen bleibt in diesem Beitrag selbstredend offen. Hierzu erarbeiten wir derzeit die ibi Banking Trends 2025. Nehmen Sie gerne an unserem Webinar "Die ibi Banking Trends 2025 – News, Update & mehr" teil und erfahren Sie die neusten Ergebnisse aus erster Hand: https://ibi.de/veranstaltungen/webinare